Wasser- und Bodenverbände Otterndorf

Deichbau früher und heute....

Mit Bewunderung muss man heute auf die Leistungen der Deichbauer und Deicharbeiter früherer Zeiten zurückblicken. Der Jeverländische Deich- und Sielrichter Albert Brahms berichtet 1754 über die damalige Methode des Deichbaus.

Nur im Sommerhalbjahr war es möglich einen Deich zu bauen, weil nur dann keine Sturmflut zu erwarten und der Deichboden verarbeitbar war. Dazu waren nicht nur aus dem Küstenraum, sondern auch von weit her mehr als tausend Arbeitskräfte (Koyer) anzuwerben. Sie kampierten in direkter Nähe der Deichbaustelle in primitiven Hütten mit Dächern aus Stroh und Reet und schliefen auf einer Lage Stroh.

Für diese Lager mussten auch entsprechende Verpflegungs- und Sanitäranlagen geschaffen werden. Dazu gehörten die Marketender- und Sudelerzelte, wo es vor allem das unentbehrliche Brot, aber auch Speck, Bier und Branntwein zu kaufen gab. Die Koyer mussten häufig bei Wind und Wetter (mindestens ein Vierteljahr lang) täglich 12 - 14 Stunden lang schweren Kleiboden aus den Pütten graben, auf Karren und Wüppen verladen und diese dann mühsam auf schmalen, glitschigen Holzbohlen zur Deichbaustelle verfahren. Unter Leitung eines Püttmeisters taten sich die Koyer in der Regel zu 9 - 12 Mann zusammen um sich um sogenannte Deichpfänder zu bewerben. Hierbei handelte es sich um eine Deichbaustrecke von etwa 30 m, die nach Aufmaß abgerechnet wurde. Im Schnitt mussten drei Koyer aus der Pütt den Klei mit einem Schwung auf Karren oder Wüppen verladen. Vier Koyer schoben die schwer beladenen Karren auf Holzbohlen zum Deich und zurück zur Pütte und zwei, meist jüngere Leute, schichteten den abgekippten Boden zum Deichkörper auf, dessen Profil durch Lattengerüste und Pfähle markiert war. Bei weiten Wegen zwischen der Pütt und dem Deich mussten entsprechend mehr Koyer zum Karren eingesetzt und Ausweichstellen am Bohlensteg eingerichtet werden, wo die Karren vom einen an den nächsten Koyer (aus "erster Hand" in die "zweite Hand") übergeben wurden. Bei trockenen Bodenverhältnissen wurde der Deichboden auch mit Hilfe von Wüppen verfahren. Sie fassten etwa einen halben Kubikmeter Erde und wurden von zwei Pferden gezogen. An der Einbaustelle konnte die Ladefläche gekippt und der Boden "übergewüppt" werden. So konnte die Tagesleistung gegenüber dem Karrentransport wesentlich erhöht werden. Es wurde an 6 1/2 Tagen in der Woche gearbeitet. Ein Plog (rd. 9 Arbeiter) schaffte am Tag 45 m³ Boden aus der Pütt in den Deich und das über Wochen. Für einen 3 km langen Deich haben damals 1.000 Mann bei einer Arbeitszeit von 80 Stunden in der Woche 400.000 m³ Kleiboden gewonnen, transportiert und eingebaut - das sind rd. 8.000.000 Karren voll!

Diese kaum noch vorstellbare körperliche Leistung wird heute durch moderne schwere Baumaschinen erbracht. Sie werden von wenigen qualifizierten Leuten eingesetzt und bedient. So liegt die Bauleistung eines Arbeiters heute 70 - 100 mal so hoch als zu der Zeit des Deichrichters Albert Brahms vor 250 Jahren, den folgender Satz berühmt machte:


Kein Deich, kein Land, kein Leben.

 

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