Abwasserbeseitigung durch Verbände
Ein Erfolgsmodell schreibt Geschichte
Die öffentliche Abwasserbehandlung in Niedersachsen erfolgt zuverlässig und sicher in modernen Kläranlagen und ist landesweit unter Berücksichtigung des Gewässerschutzgedankens geregelt. Schon sehr früh wurde die Abwasserbehandlung aus seuchenhygienischen Gründen als herausragende Aufgabe der kommunalen Daseinsvorsorge begriffen. Sie wurzelt daher sehr tief im Aufgabenbestand der Kommunen. Die Gemeinde kann zur Erfüllung der Abwasserbeseitigungspflicht gemäß Niedersächsischem Wassergesetz Dritte hinzuziehen. Eine komplette Aufgabenübertragung ist allerdings nur auf einen Wasser- und Bodenverband oder Zweckverband möglich. Als Mitglied des Verbandes hat die Gemeinde Einfluss auf alle Entscheidungen innerhalb des Verbandes.
Höchster Standard...
...durch Kooperation in einem Verband
Bei der öffentlichen Abwasserbehandlung können, wie in anderen Produktions- und Dienstleistungsbereichen, auch dadurch Kosten reduziert und die Leistungsfähigkeit erhöht werden, dass wirtschaftlichere Einheiten gebildet und Synergien ausgenutzt werden.
Schon vor Jahrzehnten haben die Gemeinden daher die Möglichkeit genutzt, durch Bündelung in Verbänden Ihre Abwasserbehandlung als eine Art Kooperationsmodell effizienter zu gestalten. Es geht aber auch darum, möglichst viele Aufgaben, die von der Erledigung her miteinander verknüpft sind, in einer Hand zusammenzufassen. Insbesondere für die Geschäftsfelder Wasser und Abwasser wird immer wieder eine Zusammenlegung empfohlen - so auch im Endbericht der Regierungskommission für eine zukunftsfähige Wasserversorgung in Niedersachsen. Denn wer schon bei der Trinkwasserversorgung entsprechend handelt und kalkuliert, kann erst recht eine verantwortliche Abwasserbeseitigung durchführen. Zudem besitzt die Wasserversorgung technisches Fachwissen, das sowohl für die Aufgaben der Wasserversorgung als auch Abwasserentsorgung bestens geeignet ist.
Das Erfolgsmodell hat sich bewährt!
Die Mitgliedsverbände im Wasserverbandstag haben sich der Herausforderung der Abwasserbehandlung frühzeitig gestellt, sodass neben den seit Jahrzehnten bestehenden Abwasserverbänden seit rund 10 Jahren auch die Trinkwasserverbände verstärkt und mit großem Erfolg die Abwasserbehandlung für die Gemeinden übernehmen. Das Erfolgsmodell hat sich bewährt!
Die Beispiele innerhalb des Wasserverbandstages haben gezeigt, dass die Aufgabe Abwasser mit dem bisherigen Personalaufwand übernommen werden kann. Zudem werden zahlreiche Synergien erzielt, die noch gesteigert werden können, wenn sich weitere Gemeinden entschließen, die Abwasserbeseitigung an den Verband zu übertragen. Die Einsparungspotentiale sowie künftige Rationalisierungspotentiale, die ein Verband bietet, kommen nicht Aktionären, sondern immer den zahlenden Bürgern zugute. Gewinne werden bei den Verbänden grundsätzlich nicht erzielt, stattdessen wird kostendeckend gearbeitet. Die Verbände handeln bei ihrer Aufgabenerfüllung mit modernen betriebswirtschaftlichen Instrumenten. Die demokratisch gewählten Gremien der im Verband zusammengeschlossenen Kommunen überwachen zusammen mit den entsprechenden Aufsichtsbehörden das Handeln des Verbandes. Die technischen und betriebswirtschaftlichen Fachleute im Verband erfüllen ihre Aufgaben mit einem hohen Transparenzgrad, der den kommunalen Mitgliedern ergänzt durch entsprechende Satzungsregelungen den Einfluss auf die Erfüllung der Daseinsvorsorge gewährleistet.
Abwasser mit Klärungsbedarf
Wer Wasser gebraucht, der erzeugt Abwasser. Kompliziert ist das Verfahren der Abwasserreinigung, bei dem das Abwasser in Kläranlagen schrittweise gereinigt und der Natur zugeführt wird. Hier wird oft das gesamte Abwasser einer Stadt gereinigt, um es gesäubert in einen Vorfluter zu leiten und damit einen funktionierenden Wasserkreislauf zu gewährleisten.
Jeder Tropfen Leitungswasser, den wir beim Duschen, Waschen und Putzen gebrauchen, fließt in die unterirdische Kanalisation. Auch Regenwasser, das von flachen und bebauten Flächen abfließt, gilt als Abwasser.
Kanalisation früher und heute
Abwasser und Regenwasser werden durch unterirdische Kanäle abgeführt. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts wurde in vielen Städten die Kanalisation systematisch gebaut und zwar als sogenannte Mischkanalisation. Abwässer und Regenwasser wurden gemeinsam durch ein Kanalnetz zur Kläranlage geleitet. Wenn das Kanalnetz bei stärkeren Niederschlägen nicht mehr das gesamte Wasser fassen konnte, entlasten Regenüberläufe die Kanalisation. Ungereinigtes Abwasser wurden dann in die Gewässer abgeleitet.
Heute fließt das häusliche Abwasser direkt zur Kläranlage und wird dort gereinigt. Das Regenwasser wird über kurze Kanalstrecken dem nächsten Fließgewässer zugeleitet. Regenwasser kann in bestimmten Fällen stark verschmutzt sein. Besonders nach langen Trockenperioden werden viele Schadstoffe und Schmutzpartikel von Straßen, Plätzen und Dächern in die Regenwasserkanalisation geschwemmt, das Regenwasser ist dann hoch belastet. Deshalb werden vor der Einmündung der Kanäle in ein Gewässer Absetzbecken angelegt, um das Regenwasser mechanisch zu reinigen.
Mit Biologie und Chemie klappt es
Zur Reinhaltung der Gewässer wird das Abwasser in Kläranlagen gereinigt. Dort durchläuft das Abwasser zahlreiche Reinigungsstufen: Im ersten Schritt werden grobe Verunreinigungen in der Rechenanlage aus dem häuslichen Abwasser "geharkt" und so auf den anschließenden Reinigungsprozess vorbereitet. Bei dieser mechanischen Reinigung werden 20% bis 30% der ungelösten Stoffe entfernt.
Im zweiten Schritt folgt die biologische Stufe. Hier werden die organischen Stoffe des Abwassers durch Mikroorganismen abgebaut und anorganische Stoffe teilweise oxidiert. Dazu wird auch Sauerstoff in das Abwasser gepumpt. Der entstandene Schlamm wird in einem Nachklärbecken vom Abwasser getrennt. Die Prozesse in dieser Reinigungsstufe sind der natürlichen Selbstreinigung der Gewässer nachgeahmt - allerdings auf kleinerem Raum und in kürzerer Zeit. Das chemische Verfahren ist der letzte Reinigungsschritt. Damit werden Phosphor und Stickstoff aus dem Abwasser entfernt.