Entwässerung im Land Hadeln und umzu
Mit seinem ca. 48.000 ha großen Einzugsgebiet ist das Schöpfwerk Otterndorf das wichtigste Bindeglied in der Entwässerung des Landes Hadeln, des Sietlandes, Bederkesas und Teilen der Börde Lamstedt.
In den Jahren vor 1850 wurde das gesamte Land Hadeln sowie das Amt Bederkesa und Teile von Lamstedt lediglich durch die Medem entwässert. Besonders das unterhalb des Meeresspiegels um Ihlienworth und Steinau liegende Hadelner Sietland hatte in den regenreichen Monaten erhebliche Probleme mit dem Wasser. Auch das Wasser aus dem Bereich des Amtes Bederkesa floss in das tiefere Sietland und so verdarben die schweren Überschwemmungen sehr oft die Ernten. Das Bemühen der Sietländer Bürger um ein besseres wirtschaftliches Auskommen wurde auf diese Weise immer wieder zunichte gemacht. Das änderte sich erst, als im Jahre 1854 der Hadelner Kanal als lang ersehnter Entwässerungskanal fertig gestellt wurde. Das Wasser floss nun zwar schneller ab, aber das Sietland war noch immer der tiefste Punkt und so hatten die höher gelegenen Gebiete den Vorteil der schnellen und natürlichen Entwässerung. Erst wenn die Schleusentore geschlossen wurden (um ein zu starkes Abfließen zu verhindern) konnte das Wasser aus dem Sietland ablaufen. Wehte allerdings recht lange der Wind aus Richtung Westen, dann führte die Elbe Hochwasser und der Tidenhub war dann bei Ebbe nur gering. Das Wasser aus dem Hinterland konnte so also kaum abfließen. Mit dem Bau des Otterndorfer Schöpfwerkes im Jahre 1928/29 änderte sich aber dieser Zustand.
Das im Jahr 1928/29 als Dieselschöpfwerk erbaute Mündungsschöpfwerk wird mit der noch heute größten Propellerpumpe Europas mit einer Leistung von 24,00 m³/s betrieben. Zu damaliger Zeit musste das Mündungsschöpfwerk rd. 24.400 ha entwässern. Unterstützt wurde es vom Stufenschöpfwerk in Ihlienworth. Der Abfluss gelangt in ein Staubecken und wird durch den erzeugten Überdruck in das Medem-Außentief befördert. Wegen der anhaltenden Überschwemmungen im Hadelner Sietland musste allerdings im Jahre 1953 ein zweites Mündungsschöpfwerk mit E-Antrieb erbaut werden. Das neue Werk erhielt zwei Pumpen mit einer Leistung von je 10,00 m³/s, eingebaut in einer Schräglage von 45 Grad. Damit konnte im Sietland eine erhebliche Entlastung erzielt werden.
Mit dem Bau von drei Schöpfwerken (Otterndorf, Ihlienworth, Nordleda) war ein großer Schritt in Sachen Entwässerung des Hadelner Sietlandes getan. Dieses Ereignis fand auch seinen Niederschlag in den Zeitung - heute würde man sagen "in den Medien".
Das "Hamburger Fremdenblatt" berichtet am Sonnabend, den 16.11.1929 in der Rubrik "Rundschau im Bilde" mit vielen Fotoaufnahmen über das größte Schöpfwerk der Erde (siehe Bild unten). Den Original-Artikel kann man noch heute im Schöpfwerk in Otterndorf in Augenschein nehmen.
Aus Kostengründen entschloss man sich im Jahre 1996 das Dieselschöpfwerk Otterndorf mit dem Einbau von zwei Elektromotoren von je 400 KW über Frequenzumrichter zu modernisieren. Heute werden sämtliche Schöpfwerke mit modernster Steuerungstechnik betrieben. Über SPS-Technik mit Visualisierung werden die Schöpfwerke im Unterhaltungsverband Hadeln digital aus der Schaltwarte des Dieselschöpfwerkes gesteuert und überwacht. Außerdem verfügen alle größeren Schöpfwerke über vollautomatische Rechenreinigungsanlagen.